27. August 2025 von Philipp Mader
Zwischen Trilog, Non-Paper & Rückzugsgerüchten: So geht es 2025 mit FiDA weiter
Im Juni 2023 legte die EU-Kommission den Entwurf für das „Framework for Financial Data Access“ (FiDA) vor, das den Datenaustausch im Finanzsektor europaweit revolutionieren soll. Bislang beschränkte sich Open Banking weitgehend auf Zahlungsinformationen. FiDA weitet dieses Prinzip auf Versicherungen, Anlageprodukte, Kredite und die betriebliche Altersvorsorge aus. Kundinnen und Kunden sollen künftig selbst bestimmen, ob sie ihre Daten mit Drittanbietern teilen. Erteilen sie ihre Zustimmung, müssen Banken, Versicherer und andere Datenhalter die Informationen über standardisierte Schnittstellen bereitstellen.
Der Gesetzesentwurf definiert dabei Rechte und Pflichten aller Beteiligten, während besonders sensible Gesundheitsdaten ausdrücklich ausgenommen bleiben. Insgesamt verspricht FiDA mehr Transparenz und Wettbewerb, weil Dienstleister Finanzinformationen umfassender verknüpfen und bessere Angebote entwickeln können, ohne dabei die Kontrolle der Verbraucherinnen und Verbraucher über ihre Daten einzuschränken. Nach der Veröffentlichung des Entwurfs begann eine lange Wegstrecke durch die EU-Institutionen: Konsultationen, Stellungnahmen und unzählige Fachgespräche sollten klären, wie sich das weitreichende Konzept in geltendes Recht gießen lässt. Was zunächst wie ein geordneter Gesetzgebungsprozess aussah, entwickelte sich jedoch bald zu einem Politthriller.
Der Krimi rund um FiDA
Sowohl der Rat der EU als auch das Europäische Parlament hatten Ende 2024 ihre Verhandlungspositionen verabschiedet. Ursprünglich sollten die sogenannten Trilogverhandlungen, also die entscheidende Verhandlungsrunde zwischen Kommission, Rat und Parlament, Anfang 2025 beginnen. Entsprechend groß war die Überraschung, als FiDA plötzlich auf der Streichliste im geleakten Entwurf des Arbeitsprogramms der EU-Kommission stand.
Dieser Schritt ist normalerweise Projekten vorbehalten, die lange blockiert waren. Laut Medienberichten, die sich auf eine Begründung der Kommission beziehen, soll FiDA „zu hohe Kosten und Komplexität“ verursachen und deshalb innerhalb von sechs Monaten zurückgezogen werden. Nur wenige Tage später folgte die Kehrtwende. Am 11. Februar 2025 legte die Kommission ihr endgültiges Arbeitsprogramm vor, in dem FiDA als laufendes Gesetzesvorhaben aufgeführt ist.
Das „Non Paper“ vom Mai 2025
Mitten im Tauziehen um einen möglichen Rückzug präsentierte die EU-Kommission im Mai 2025 ein informelles „Non-Paper“, in dem die FiDA deutlich verschlankt wird. Damit wollte die Kommission den Wünschen der Mitgliedstaaten und der Finanzbranche entgegenkommen.
- Zielgruppe: Der Fokus liegt auf auf Privatkundinnen und -kunden sowie auf kleinen und mittleren Unternehmen. Firmen mit mehr als 50 Millionen Euro Jahresumsatz sind vom Anwendungsbereich ausgenommen. Hier wäre der Aufwand für Datenhalter unverhältnismäßig hoch, weil die Produkte zu individuell sind, um sie einfach zu standardisieren.
- Datenumfang: Betroffen bleiben nur Transaktionsdaten der vergangenen zehn Jahre und Informationen aus laufenden Verträgen. Ältere Unterlagen oder abgeschlossene Geschäftsbeziehungen bleiben außen vor.
- Authentifizierung: Die künftige EU Wallet (European Digital Identity Wallet) soll als Standard für die Kundenauthentifizierung dienen. Nach der Einführung Ende 2026 soll damit die Nutzeridentifizierung vereinheitlicht werden.
- Standardisierung: Die Kommission setzt auf EU-weit einheitliche Datenformate, die von europäischen Normungsorganisationen festgelegt werden. Parallel dazu sollen Financial Data Sharing Schemes (FDSS), die Schnittstellen sowie Fragen der Haftung und Vergütung ausgearbeitet werden, um marktorientierte Lösungen voranzutreiben.
Diese Änderungen würden den Datenaustausch begrenzen, die Kosten senken und FiDA im Einklang mit der Datenschutz-Grundverordnung halten.
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Was in dem Trilog-Verfahren verhandelt wird
Mit den Eckpunkten des Non-Papers als neuer Verhandlungsbasis schlug die FiDA im Frühsommer 2025 die nächste Etappe ein. In den Triloggesprächen ringen nun Kommission, Rat und Parlament um Fristen, Pflichten und Ausnahmen. Während die Kommission für eine Übergangsfrist von 18 Monaten ab Inkrafttreten plädiert, diskutieren Parlament und Rat einen gestaffelten Fahrplan, der je nach Datenkategorie zwei bis vier Jahre vorsieht. Deutschland und Frankreich favorisieren 24 bis 30 Monate, während FinTechs auf maximal zwei Jahre drängen. Streit gibt es außerdem um den Ausschluss sensibler Gesundheits- und Bonitätsdaten, eine Zulassungspflicht für Account Information Service Provider (AISP) sowie eine strenge Aufsicht über Digitalkonzerne wie Apple und Meta, die als Gatekeeper auftreten. Wie diese Punkte am Ende aufgelöst werden, ist offen. Klar ist nur, dass der Trilog den Gesetzesvorschlag noch einmal verändern wird.
Zwischenfazit und Ausblick
FiDA zielt darauf ab, die Finanzdatenwelt in Europa weit zu öffnen. Kund:innen könnten ihre Informationen künftig überall nutzen, um Versicherungen, Kredite oder die Altersvorsorge einfacher zu vergleichen und neue Services in Anspruch zu nehmen. Doch ohne das Vertrauen der Verbraucher:innen und ohne überzeugende Anreize für die Datenhalter:innen bleibt FiDA reine Theorie. Der Entwurf ist jedoch weit mehr als ein weiteres Stück Regulatorik, denn er hat das Zeug zum Innovationsmotor. Damit geraten vor allem Versicherer unter Zugzwang. Sie müssen ihre Datenstrategien überarbeiten, Prozesse durchgängig digitalisieren und ihre Beratung spürbar individueller gestalten.
Ob Kommission, Rat und Parlament in den kommenden Monaten einen belastbaren Kompromiss finden werden, ist offen. Viele Beobachter rechnen dennoch mit einem Abschluss der Verhandlungen bis Ende dieses Jahres. Nicht zuletzt, weil Dänemark seit Juli 2025 den Ratsvorsitz führt und als Treiber digitaler Finanzthemen gilt. Für die Branche lohnt es sich, die Debatte aufmerksam zu verfolgen und sich auf mehrere Szenarien vorzubereiten. Die Öffnung der Finanzdaten ist beschlossene Sache, doch die Bedingungen ihrer Umsetzung sind noch unklar.
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