19. März 2020 von Eva-Maria Kynast
UX Design in der Softwareentwicklung
Warum braucht adesso UX Designer?
Ich behaupte, dass jeder von uns bereits gute sowie schlechte Erfahrungen mit Software gesammelt hat - vom System beim Fahrkartenkauf bis hin zu einer Website. In jedem Fall wird es vom User positiv wahrgenommen, wenn die Bedienung einfach ist und er leicht und schnell die gewünschten Waren oder Dienstleistungen bekommt. Negativ könnte es sich dagegen auf die User Experience auswirken, wenn beispielsweise Daten angegeben werden müssen, die keinen Einfluss auf die gewünschte Aktion haben.
Bleiben wir kurz beim Fahrkartenkauf am Automaten. Am Bahnhof lässt sich regelmäßig folgendes beobachten: Menschen mit roten Köpfen und aggressiven Zeigefingern, die auf dem Bildschirm der Fahrkartenautomaten tippen. Selbst Vielfahrer verzweifeln nur zu oft beim Versuch, das richtige Ticket mit den gewünschten Vergünstigungen kurz vor der Abfahrt zu kaufen. Abgesehen von den unpräzisen Touchscreens, gibt es beim Kauf eines Fahrscheins häufig zu viele Optionen und keine erkennbare Logik in der Anordnung der Bedienelemente sowie in der Benutzerführung. Hinzu kommt noch die Besonderheit jeder Stadt mit eigenen Tarifen, Zonen oder Gruppen- und Tagestickets. Ein einheitliches Muster ist nicht existent. Oft haben Nutzerinnen und Nutzer lediglich die Wahl, ganz schnell ein Ticket zu kaufen, das vermutlich viel zu teuer ist, weil es einfach zu viele Optionen gibt. Oder der User müsste zwei bis drei Bahnen durchgehen lassen, ehe er das passende Ticket gefunden, ausgewählt und bezahlt hat.
Das ist nur ein Beispiel, das negative Erfahrungen auslöst und wiederum für eine negative User Experience sorgt.
Was macht ein UX Designer?
Wie in dem Beispiel zu erkennen ist, machen sich durch eine negative User Experience meist Frustration und eine grundnegative Stimmung breit. Dementsprechend haben UX Designer häufig mit Usability-Fehlern zu kämpfen, die das Gesamterlebnis stören und beschäftigen sich deshalb mit diesem und anderen Problemen aus Sicht des Users. Als UX Designer lernt man die Ursachen kennen und beseitigt diese gezielt, indem die Abläufe und Funktionen nutzerfreundlich gestaltet werden. Hilfreich bei dieser Aufgabe ist die UX-Pyramide, die auf der folgenden Abbildung zu sehen ist.
Die Stufen eins bis drei der Pyramide konzentrieren sich auf die Fähigkeiten eines Users, eine gewünschte Aufgabe zu erfüllen. Die Stufen vier bis sechs konzentrieren sich hingegen auf die Erfahrungen des Benutzers bei der Verwendung des Produkts oder der Dienstleistung. Viele Unternehmen sehen den eigentlichen Wert darin, die dritte Stufe zu erreichen. Ist diese Stufe das primäre Ziel, bleibt jedoch eine verbesserte Kundenbindung oder die Kundenwerbung leider aus.
Vier essenzielle Aspekte für einen UX Designer
1. Schnell und sicher ans Ziel
UX Designer achten darauf, nicht jede Funktion in eine Anwendung zu packen, um wirklich jeden Edge Case abzufangen. Durch solch einen Funktionsoverload würde sich nämlich nur die Komplexität der Anwendung erhöhen und die Oberfläche würde entsprechend unübersichtlich wirken – ein Umstand, der eigentlich beseitigt werden soll. Ein gutes User Experience Design zeichnet sich vor allem durch die Fokussierung auf die eigentlich benötigten Funktionen sowie auf den schnellen und unkomplizierten Weg dorthin aus.
2. Die Lösung unter den Problemen
Bei allem, was ein UX Designer tut, geht dieser lösungsorientiert vor. Nichts ist unangebrachter, als Programme, die zu den eigentlichen Anwendungsfällen des Users keine Lösungen präsentieren, sondern im Gegenteil noch zusätzliche Arbeit verursachen. Wird das wirklich relevante Problem allerdings erkannt und gelöst, steigt die Nutzerakzeptanz und der User verwendet die Anwendung im besten Fall sogar gerne.
3. Intuitive Interaktion – und alle sind happy
Je intuitiver die Software, desto günstiger ist sie. Eine steile These, jedoch steckt hier viel Wahrheit drin. Kann der User die Anwendung ohne viel Vorwissen bedienen und kommt er zudem auch an sein gewünschtes Ziel, sind zusätzliche Kostentreiber - etwa eine Schulung oder ein Benutzerhandbuch - oft sogar gänzlich hinfällig. Prinzipiell gilt also: Die Grundfunktionen einer Software müssen einfach und intuitiv bedienbar sein.
4. Manchmal kommt es doch auf die äußeren Werte an
Der erste Eindruck zählt! Oft reichen wenige Sekunden, die darüber entscheiden, ob der User die Anwendung schön und ansprechend oder langweilig und trist findet. Die Gestaltung einer Software unterliegt - wie viele andere Dinge auch - ganz klar dem eigenen Geschmack und kann nicht pauschal als schön oder hässlich beschrieben werden. Jedoch gibt es allgemeine Regeln, die dabei helfen, den Großteil der User zufrieden zu stellen. Werden diese Regeln oder auch Gestaltungsgesetze eingehalten, hat man schon einen Teil der User für sich gewonnen.
Zudem steigt das subjektive Empfinden für Wertigkeit mit einem ästhetisch ansprechenden Erscheinungsbild. Dieses spielt daher eine fundamentale Rolle für die wahrgenommene Qualität einer Software und damit auch für die Außenwirkung des Unternehmens.
Spaß statt Frust
Zusammengenommen sind die Aspekte von noch größerer Bedeutung, denn dann beherrscht der User nicht nur die entwickelte Software, er hat auch noch Freude an der Bedienung. Und entwickelt er sich von einem einfachen zu einem glücklichen und zufriedenen User, kann sogar schon von erfolgreicher Softwareentwicklung gesprochen werden.
Kommen wir nun zur Königsdisziplin: dem Fun-Faktor oder wie er im Web auch genannt wird, der „Joy of Use“. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um den Spaßfaktor einer Anwendung zu erhöhen: Es können zum Beispiel kleine Animationen oder winzige, aber sorgfältig ausgewählte Details in die Anwendung eingebaut werden. Gleiches kann auch mit Hilfe von spieltypischen Elementen in einem spielfremden Kontext, der sogenannten Gamification, erreicht werden.
Egal, welcher Weg gewählt wird, das Hauptziel ist in jedem Fall, dem User im Gedächtnis zu bleiben, auch wenn er die Anwendung schließt. Dann wurde das perfekte Nutzererlebnis geschaffen.
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