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Digitale Technologien verändern die Unternehmen und stellen die Schaffung von Wettbewerbsvorteilen in Frage. Soziale, mobile, analytische, Cloud- und Internet-of-Things-Technologien (SMACIT) machen die Entwicklung von Anwendungen und Innovationen zeit- und ressourcenintensiver. Zudem verlagern sie den Schwerpunkt von Unternehmen auf multidisziplinäre Teams, die Nicht-IT- und IT-Fachleute mit unterschiedlichen Arbeitsstilen, Kulturen und Hintergründen zusammenbringen. Gleichzeitig haben Unternehmen mit einem Mangel an Entwicklerinnen und Entwicklern und technischen Fachkräften zu kämpfen. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, setzen bereits viele Unternehmen zunehmend auf Low-Code-Development-Plattformen.

Low Code – ein Codierungsansatz, der wenig oder gar keine Codierungskenntnisse zur Erstellung von Anwendungen erfordert – wird bei Unternehmen immer beliebter. Low-Code-Development-Plattformen – unter anderem Mendix, OutSystems, Microsoft PowerApps, ServiceNow oder Simplifier – ermöglichen es Citizen-Developern, also Personen mit geringen oder gar keinen Programmierkenntnissen, eine aktivere Rolle einzunehmen und selbständig Anwendungen zu erstellen.

Was ist der Ursprung von Low Code und wie funktioniert es?

Der Begriff Low Code wurde erstmals 2014 von Forrester verwendet. Damit werden Plattformen beschrieben, die leicht und einfach zu bedienen sind und die es jeder Userin und jedem User ermöglichen, Softwareanwendungen zu entwickeln. Die Wurzeln der Low-Code-Entwicklung lassen sich bis in die 80er- und 90er-Jahre zurückverfolgen, als Computer-Aided Software Engineering(CASE)-, Rapid Application Development(RAD)- und Business Process Management(BPM)-Tools entwickelt wurden. Was Low Code von diesen Werkzeugen unterscheidet, sind seine umfassende Anwendbarkeit auf eine größere Bandbreite von Softwareanwendungen, die Geschwindigkeit zur Durchführung von Änderungen sowie seine Agilität und Flexibilität während der Entwicklung.

Low-Code-Development-Plattformen (LCDPs) erleichtern die Entwicklung von Softwareanwendungen auf der Grundlage von grafischen Benutzeroberflächen, deklarativer Programmierung und Drag-and-Drop-Entwicklung.

  • Grafische Benutzeroberflächen: Die Logik wird mit Hilfe grundlegender Modellierungsprinzipien (zum Beispiel unter Verwendung grafischer Benutzeroberflächen) anstelle einer komplexen Codesyntax definiert.
  • Deklarative Programmierung: Eine Userin oder ein User definiert das Endergebnis, das heißt, was erreicht werden soll, und die LCDP führt aus, wie es erreicht wird. Dies ist intuitiver und einfacher zu handhaben als traditionelle handcodierte imperative Programmiersprachen, die komplexer sind und eine Reihe von Fähigkeiten erfordern.
  • Drag-and-Drop-Entwicklung: Die Anwendungen werden auf der Grundlage einer Drag-and-Drop-Logik erstellt. Die Userinnen und User erstellen die Anwendungen, indem sie Auslöser und Aktionen verbinden – vorgefertigte Low-Code-Komponenten.

Wichtige Überlegungen zur Einführung von Low Code

Unsere adesso-Fachleute unterstützen Unternehmen bei der Einführung von Low Code entlang von vier Schlüsseldimensionen:

(1) Bewertung des Anwendungsbereichs:

Low Code kann in einem breiten Spektrum von Anwendungen implementiert werden, das sich von einfachen Aufgaben der Prozessautomatisierung bis hin zu fortgeschrittenen IT-Anwendungen erstreckt. Da komplexere Aufgaben ein größeres Fachwissen und leistungsfähigere LCDPs erfordern, müssen Unternehmen den Umfang und die Komplexität der Anwendung berücksichtigen. Einfache Anwendungen – beispielsweise das Importieren von Daten aus einer Excel-Liste – können leicht mit Low Code automatisiert werden. Komplexere Aufgaben hingegen – etwa der Aufbau des Frontends einer IoT-Plattform – erfordern weitere Überlegungen und Fachkenntnisse sowie eine leistungsfähigere LCDP-Plattform.

(2) Definition der Zielnutzerinnen und -nutzer:

Da LCDPs es auch Mitarbeitenden ohne IT-Kenntnisse ermöglichen, eine aktivere Rolle im Entwicklungsprozess zu übernehmen, müssen Unternehmen analysieren, welche Mitarbeitenden am meisten von der Nutzung von Low Code profitieren können. Erstens kann Low Code Nicht-IT-Fachleuten / Business Managern helfen, einfache Aufgaben zu automatisieren. Daneben kann Low Code auch die Innovation fördern. Nicht-technischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Kundenkontakt (zum Beispiel im Vertrieb oder im Bereich Business Development) wird es ermöglicht, einen Lösungsprototyp zu entwickeln und/oder zu skizzieren, der die Kundenanforderungen erfasst. Zweitens kann Low Code auch für technisch versiertere Mitarbeitende hilfreich sein – etwa Fachleute aus der Algorithmenentwicklung – sowie für junge Developer, die gerade ihren Abschluss gemacht haben, oder Praktikantinnen und Praktikanten, die ebenfalls wenig Erfahrung mit der Programmierung haben.

(3) Auswahl der richtigen Plattform:

Die große Bandbreite an LCDPs und Lösungen macht es für Unternehmen schwierig, die richtige Plattform auszuwählen. Bei der Entscheidung, welche Plattform am besten zu ihren Bedürfnissen passt, sollten Unternehmen die folgenden beiden Aspekte berücksichtigen:

  • Allgemeiner Zweck versus domänenspezifische Anwendung: Während die meisten bekannten LCDPs einem allgemeinen Zweck dienen (zum Beispiel Simplifier, Mendix), gibt es einige, die domänenspezifisch sind. Dazu zählt Alteryx, das eine End-to-End-Automatisierung von Datenanalysen und maschinellen Lernprozessen bietet.
  • Citizen versus professionelle Userinnen und User: Einige LCDPs – dazu zählen Mendix und OutSystems – sind stärker auf die Bereiche Entwicklung und IT ausgerichtet und unterstützen fortgeschrittenere Funktionen wie Softwaretests, Scrum-Projektmanagement und vieles mehr. Diese Plattformen sind eher für professionelle Userinnen und User geeignet. Sie erfordern von den Citizen-Developern eine gewisse Schulung und die Entwicklung von Fähigkeiten und/oder Kompetenzen für eine optimale Nutzung. Es gibt jedoch auch andere Plattformen wie Appian oder Google App Maker, die sich zwar nicht für komplexe Anforderungen eignen, aber intuitiver zu bedienen sind. Diese ermöglichen es Citizen-Developern, schnell eine Anwendung zu erstellen.

(4) Schulungen zur Förderung eines IT-Architekturdenkens:

Während Low Code es jeder Person in einer Organisation ermöglicht, Anwendungen zu entwickeln, kann nicht jede Userin bzw. jeder User komplexe und/oder fortgeschrittene Anwendungen entwickeln. Für diese Anwendungen ist ein IT-Architekturdenken sehr wichtig. Unternehmen, die Low Code für komplexe und größere Anwendungen verwenden, müssen sicherstellen, dass die Mitarbeitenden ein IT-Architekturdenken haben und dass sie die richtigen Architekturentscheidungen treffen, um eine optimale Funktionalität und Datenverwaltung zu gewährleisten. Andernfalls kann es schnell zu Skalierbarkeits- und Leistungsproblemen bei den Anwendungen kommen.

Zusammenfassung

Wie Chris Wanstrath, Mitbegründer und CEO von GitHub, sagte: „Coding ist nicht mehr das Hauptereignis. Das Erstellen von Software ist das Hauptereignis. Coding ist nur ein kleiner Teil davon. [...] die Zukunft des Codierens ist überhaupt kein Codieren.“

Low-Code-Development-Plattformen (LCDPs) bieten eine hervorragende Gelegenheit für Unternehmen, die Entwicklung von Softwareanwendungen zu innovieren und zu demokratisieren. Sie ermöglichen es, dass Citizen-Developern eine aktivere Rolle übernehmen und dass die Zusammenarbeit zwischen Nicht-IT- und IT-Fachleuten mit unterschiedlichen Arbeitsstilen sowie verschiedenen beruflichen und kulturellen Hintergründen gefördert wird. Zudem stärken LCDPs die Mitgestaltungsmöglichkeiten aller Beteiligten. Gleichzeitig helfen sie Unternehmen, den Mangel an Entwicklerinnen und Entwicklern sowie technischen Talenten zu beheben.

Unsere Expertinnen und Experten unterstützen Unternehmen bei der Einführung von Low Code, bei der Bewertung des Anwendungsbereichs, der Definition der Ziel-Userinnen und -User, der Bewertung und Auswahl der am besten geeigneten LCDPs sowie bei der Durchführung von Schulungen zur Förderung des IT-Architekturdenkens.

Bild Ainara Novales

Autorin Dr. Ainara Novales

Ainara Novales hat an der Erasmus-Universität Rotterdam (Niederlande) im Bereich Digitale Innovation promoviert und berät Unternehmen der produzierenden Industrie zu strategischen Themen in Bezug auf Produkt- und Serviceinnovation sowie digitale Transformation. Ihr Schwerpunkt liegt in der Innovation und Umsetzung digitaler Geschäftsmodelle auf Basis digitalisierter Produkte (IoT-Produkte). Vor ihrer Promotion arbeitete sie als Produktionsingenieurin in der Elektronikindustrie.

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