adesso Blog

Das vergangene Wochenende begann entspannt – dass ich mich mit beruflichen Themen wie Embedded Insurance beschäftigen würde, stand eigentlich nicht auf dem Plan. Was war passiert? Nach einer langen Woche waren am Samstag nur wenige Pflichttermine zu erfüllen und etwas länger schlafen war angesagt. Zu einem guten Start ins Wochenende gehört dann auch ein ausgiebiges Frühstück und vor allem Kaffee.

Nachdem das Frühstück vorbereitet war, verschlechterte sich die Laune jedoch schlagartig. Im letzten Schritt sollte der Kaffee an den Tisch gebracht werden. Ein Blick in die Kanne zeigte, dass dieser nicht durchgelaufen war und das Wasser noch oben in der Maschine stand. Auch mehrere Versuche später ließ sich das Gerät nicht überreden, das Wasser aufzuheizen, und so mussten wir wohl akzeptieren, dass unsere Kaffeemaschine nach über zehn Jahren den Dienst eingestellt hatte.

Nach ausgiebiger Stärkung, Verarbeitung des Schocks und Recherche im Internet hatten wir uns dazu durchgerungen, in den nahegelegenen Elektromarkt zu fahren, um eine neue Kaffeemaschine zu erstehen. Dort fragte uns die Verkäuferin am Ende der Beratung, ob wir einen zusätzlichen Schutz für das Gerät abschließen wollen, mit dem Schäden abgedeckt wären, auch wenn wir sie selbst verschulden würden. Ein schönes Beispiel für eine „eingebettete Versicherungsleistung“.

Was ist denn nun eine Embedded Insurance?

Das Besondere an der Dienstleistung Embedded Insurance ist, dass sie sich für die Käuferin oder den Käufer – in diesem Fall der Kaffeemaschine – zu keiner Zeit des Kaufprozesses wie „der Abschluss einer Versicherung“ anfühlt. Auch ist währenddessen nicht ersichtlich, um welches Versicherungsunternehmen es sich dabei handelt und wer im Schadenfall die Bearbeitung übernimmt.

Durch die Einbettung in den Verkauf eines Produktes oder Services wird die Versicherung Teil eines Kundenerlebnisses. Gleichzeitig liefert sie einen Mehrwert für das Unternehmen, das so eine attraktivere Produktkombination anbieten kann. Es entsteht ein Ökosystem aus unterschiedlichen Produkten und Dienstleistungen, die im Zusammenspiel einen Mehrwert für die Kundin oder den Kunden ermöglichen. Dabei sind die Übergänge fließend, so dass für die Kundschaft nicht sichtbar ist, dass es sich um unterschiedliche Partner handelt, welche die Leistung gemeinsam erbringen. Dieses Zusammenspiel funktioniert sowohl online, zum Beispiel beim Kauf eines neuen Smartphones und dem Abschluss einer Handyversicherung, als auch offline, beispielsweise beim Elektronikgeschäft um die Ecke.

Was sind die Voraussetzungen für Embedded Insurance?

Zuerst einmal braucht es für den Abschluss einer Versicherungsleistung am Point of Sale, also direkt nach dem Verkauf eines Produktes oder einer Dienstleistung, die notwendigen Daten der Kundin oder des Kunden, um eine personalisierte Versicherungsleistung anbieten zu können. Diese Daten müssen im nächsten Schritt an den Versicherer übermittelt werden und möglichst performant verarbeitet werden – ansonsten leidet das Kundenerlebnis. Dieser Datenaustausch findet auf technischer Ebene über Schnittstellen, sogenannte APIs, statt. Offene und leichtgewichtige Schnittstellen erlauben es dem Versicherer, seine Angebote über Systeme von Partnern anzubieten und so den Service des Anbieters zu erweitern. Die Versicherung kommt direkt zum Kunden oder zur Kundin, nicht umgekehrt.

Chance oder Herausforderung?

Die Chancen, die sich aus dem Einsatz von Embedded Insurance ergeben, habe ich ja bereits skizziert. Für den Versicherer ergibt sich die Möglichkeit, potenzielle Kundinnen und Kunden in einer konkreten Lebenssituation personalisiert anzusprechen und zu unterstützen. Die Kundinnen und Kunden profitieren von einem konkreten auf den Anlass zugeschnittenen Angebot und sparen Zeit für Recherche und Abschluss eines Versicherungsprodukts. Dies sorgt für eine hohe Convenience. Gleichzeitig ist der vertriebliche Aufwand des Versicherers vergleichsweise gering. Es handelt sich in der Regel um einfache Versicherungsprodukte, bei denen wenig Beratung notwendig ist. Die Ansprache über eine Maklerin oder einen Makler ist somit nicht notwendig.

In der Flexibilität dieser Produkte liegt nun allerdings auch die Herausforderung. Das Versicherungsprodukt muss agil und in kurzen Iterationen am Bedarf der Zielgruppe ausgerichtet und gegebenenfalls auch sehr preissensitiv neu kalkuliert werden. Versicherer müssen sich hier nicht allein am Wettbewerb des eigenen Marktes, sondern zusätzlich am Preisdruck großer Shops und Plattformen orientieren. Des Weiteren stellen diese Produkte die IT-Systeme der Versicherer vor Herausforderungen. Schnittstellen müssen angeboten und mit den Kernsystemen verzahnt werden. Diese Flexibilität müssen viele Versicherungsunternehmen mit modernen Architekturen erst noch ermöglichen.

Die Zukunft der Versicherungsbranche mit Embedded Insurance

In Zukunft wird sich die Versicherungsbranche weiterhin verändern und an die sich ständig ändernden Marktbedingungen anpassen müssen. Um erfolgreich zu sein, müssen die Unternehmen ihre Kosten reduzieren und effizientere Wege finden, um ihre Risiken zu bewerten und zu managen.

Die Branche hat Embedded Insurance als Möglichkeit erkannt, zusätzliche Touchpoints bei Kundinnen und Kunden zu erschließen und ein durchgängiges Kundenerlebnis über den Aufbau von Ökosystemen zu schaffen. Die Möglichkeiten sind umfassend: Neben den genannten Beispielen im Bereich des Onlineshoppings erschließen Versicherer weitere Ökosysteme. Sei es über den Vertrieb einer Zahnzusatzversicherung in Kombination mit der neuen Zahnbürste oder anlassbezogene Versicherungsangebote, zum Beispiel bei der Nutzung eines Carsharing-Angebotes. Damit der Datenaustausch schnell und sicher funktioniert, haben Open-Insurance-Initiativen wie die Free Insurance Data Initiative (FRIDA) zum Ziel, standardisierte Schnittstellen zu schaffen und dadurch eine direkte Verbindung zwischen Versicherern, Drittanbietern und Kundinnen und Kunden zu ermöglichen.

Mit Spannung verfolge ich diese neue Entwicklung, die wir seitens adesso schon seit Jahren auf unterschiedlichen Ebenen begleiten dürfen. Und kann dabei jetzt auch wieder leckeren Kaffee aus meiner frisch erworbenen Kaffeemaschine trinken.

Bild Stefan Rogge

Autor Stefan Rogge

Stefan Rogge verantwortet das Business Development der Line of Business Insurance bei adesso. Die Kombination aus mehr als 15 Jahren Projekterfahrung als IT-Architekt und dem starken Interesse an Technologien, welche die Digitalisierung der Versicherungsbranche nachhaltig antreiben, hilft ihm das Portfolio stetig weiterzuentwickeln, sowie neue Themenfelder zu erschließen.

Kategorie:

Branchen

Schlagwörter:

Versicherungen

Kundenakquise

Diese Seite speichern. Diese Seite entfernen.