adesso Blog

Im adesso Blog gibt es bereits einige Blog-Beiträge zum Thema, wie man von der Freizeit für den IT-Alltag profitieren kann. Der Beitrag unsers Kollegen Sven Sethmann zum Thema "Die Leidenschaft des Softwaretestens - aus dem Leistungssport lernen" hat uns dazu motiviert, von unseren persönlichen Erfahrungen zu berichten.

Ehrenamtliches Engagement ist eine wichtige Stütze unserer Gesellschaft. Allein in Deutschland engagieren sich über 16 Millionen Menschen. Die Unterstützung durch Bund und Länder wächst, zum Beispiel durch die Erhöhung der Ehrenamtspauschale und der Übungsleiterpauschale.

Unsere These: Ehrenamtliches Engagement fördert Kompetenzen, die auch in der Softwareentwicklung und im IT-Consulting von großem Nutzen sein können. Gerade im Kontext agiler Vorgehensweisen und Frameworks lassen sich viele Soft Skills durch ehrenamtliche Arbeit trainieren und somit auch für den Arbeitsalltag nutzen.

Zusätzliche Punkte zu agilen Prinzipien und Methoden, die durch ehrenamtliche Tätigkeiten gefördert werden können

Iteratives Vorgehen und kontinuierliche Verbesserung:

Freiwillige Projekte bieten die Chance, große Pakete zu atomisieren und damit in kleinen Schritten kontinuierlich zu verbessern. Ähnlich dem Sprint-Konzept von SCRUM, bei dem regelmäßig Verbesserungen an Produkt und Prozessen vorgenommen werden. Ehrenamtliche können beispielsweise bei der Organisation von Veranstaltungen iterativ vorgehen, also aus vergangenen Erfahrungen lernen und Prozesse optimieren und dabei Retrospektiven nutzen.

Kollaboration und Teamarbeit:

Freiwilligeninitiativen erfordern oft die Zusammenarbeit von Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Interessen. Dies fördert die Fähigkeit zur effizienten Teamarbeit, ein zentraler Aspekt agiler Entwicklungsmethoden wie SCRUM. Die Organisation einer Benefizveranstaltung erfordert beispielsweise die Koordination von Marketingexperten, Veranstaltungstechnikern und freiwilligen Helfern. Die Vielfalt ist also ähnlich groß wie in einem agilen Entwicklungsteam, das im Idealfall selbstorganisiert komplexe Aufgaben ganzheitlich bearbeiten kann.

Flexibilität und Anpassungsfähigkeit:

Ehrenamtliche Tätigkeiten bringen oft ungeplante Herausforderungen mit sich, die eine schnelle Anpassung der Vorgehensweise erfordern. Dies spiegelt die agile Mentalität wider, schnell auf Veränderungen reagieren zu können. Bei der Durchführung von Projekten wie beispielsweise einem Umweltschutzprogramm während einer Grippesaison müssen Freiwillige flexibel sein und in der Lage sein, krankheitsbedingte Ausfälle zu kompensieren.

Kundenorientierung und Wertschöpfung:

Viele Freiwilligenprojekte zielen darauf ab, der Gemeinschaft oder einer bestimmten Zielgruppe einen konkreten Nutzen zu bringen. Dies ähnelt auch der Kundenorientierung in agilen Methoden. Hier geht es darum, einen echten Wert zu liefern. Zum Beispiel, wenn Freiwillige eine Plattform für Bildungszwecke entwickeln. Dabei stehen die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer im Mittelpunkt, ähnlich wie in der agilen Softwareentwicklung.

Feedbackkultur und Lernbereitschaft:

In Freiwilligenprojekten wird Feedback von der Gemeinschaft oder von anderen Freiwilligen gesammelt. Dies fördert eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung und Lernbereitschaft, ein grundlegender Aspekt agiler Prinzipien. Die Einbeziehung von Feedback, um zum Beispiel ein Kursprogramm zu optimieren, spiegelt diesen Aspekt wider.

Reflexion und Selbstentwicklung:

Freiwilligenarbeit bietet Raum für persönliche Reflexion und Selbstentwicklung. Ähnlich dem agilen Prinzip der Retrospektive, bei dem Teams ihre Arbeit reflektieren, können Freiwillige ihre Erfahrungen nutzen, um ihre eigenen Fähigkeiten zu analysieren und zu verbessern. Der reflektierte Blick auf die eigene Rolle in der Bildungsarbeit ermöglicht es, persönliche Stärken und Schwächen zu erkennen und daran zu arbeiten.

Die Möglichkeiten, aus der ehrenamtlichen Arbeit für agile Prinzipien im Arbeitsalltag zu lernen, sind vielfältig. Die Entwicklung der eigenen Fähigkeit zur wertschöpfenden Reflexion ist dabei ein Baustein, der zum persönlichen Wachstum beitragen kann.

Beispiele aus der Praxis

Wir möchten euch ein paar Beispiele aus der Praxis mit entsprechenden Anpassungsmöglichkeiten zeigen:

  • Johannes war über zehn Jahre Jugendleiter bei der Katholischen Landjugend. Nach jeder Gruppenstunde fand eine Reflexion statt. Dabei stand ein wertschätzendes Miteinander im Vordergrund, das eine kontinuierliche Anpassung und Verbesserung des Angebots ermöglichte. In der Arbeit mit unterschiedlichen Charakteren lernten die Jugendlichen Rücksicht zu nehmen und Zugeständnisse zu machen.

    Diese Erfahrungen flossen in den SCRUM-Rückblick in den Arbeitsalltag ein. In der Zusammenarbeit mit anderen galt das agile Prinzip: "Gehe davon aus, dass andere ihre Arbeit gut machen und Experten auf ihrem Gebiet sind". Das Prinzip des Mikromanagements, das oft Innovation, Kreativität und Engagement hemmt, wurde vermieden, indem man anderen vertraute und Anerkennung zollte. Johannes praktizierte dies auch im Umgang mit seinen Teamkollegen.
  • Tobias ist Trainer im Bereich Medienpädagogik und hat erfolgreich eine neue Abteilung in einem Sportverein aufgebaut. Für diese Tätigkeit hat er sich durch zahlreiche Aus- und Weiterbildungen im Sportbereich qualifiziert. Teamwork, Engagement und der Aufbau eines umfangreichen Netzwerkes waren dabei entscheidend.

    Ein Grundsatz im agilen Manifest lautet: "Technische Exzellenz ist unsere höchste Motivation". Ähnlich war es im Breitensportangebot. Der Lehrer konnte den Schülern nur dann etwas bieten, wenn er sein Wissen und Können ständig weiterentwickelte. Ein weiteres agiles Prinzip war "Interaktion ist wichtiger als Werkzeuge und Prozesse" und "Reagieren auf Veränderungen ist wichtiger als einem Plan zu folgen". Der Trainingsplan musste genügend Flexibilität für die verschiedenen Schülergruppen bieten. Auch hier galt, dass es nicht immer möglich war, allen gerecht zu werden. Den Schülern wurde die Möglichkeit geboten, bei Bedarf Einzelunterricht zu erhalten. Durch Wertschätzung und Transparenz wurde die Akzeptanz von Regelungen, etwa bei der Versetzung, erhöht.
  • Johannes hat Tobias bei seiner Einstellung bei adesso als Pate begleitet. Ein Pate ermöglichte einen reibungslosen Einstieg nach den Best Practices des Unternehmens und stand auch nach der Einarbeitungszeit als Ansprechpartner zur Verfügung. Tobias merkte schnell, dass beide durch ihre ehrenamtliche Tätigkeit ähnliche Erfahrungen teilen und diese auch im Berufsalltag umsetzen.

Fördermöglichkeiten

Für ehrenamtliche Tätigkeiten gibt es verschiedene Fördermöglichkeiten. Dabei darf die Gewinnerzielungsabsicht nicht im Vordergrund stehen, das Engagement darf aber auch nicht zu Lasten des Engagierten gehen.

Bekannt ist das steuerfreie Entgegenkommen des Gesetzgebers in Form der Ehrenamtspauschale von 840 Euro pro Jahr sowie der Übungsleiterpauschale von 3.000 Euro pro Jahr. Vereine und andere Institutionen bieten darüber hinaus steuerfreie Möglichkeiten wie Warengutscheine, Fahrtkostenzuschüsse sowie Zuwendungen zu Geburtstagen und Jubiläen.

In Bayern gibt es die Möglichkeit, sich unbezahlt freistellen zu lassen und den vollen Bruttoverdienstausfall über den Bayerischen Jugendring ausgleichen zu lassen. Erstattet werden bis zu 11 Tage im Jahr und bis zu einem bestimmten Tageshöchstsatz. Dies gilt für Aus- und Fortbildungsmaßnahmen in der Jugendarbeit oder eine entsprechende Tätigkeit. Für Arbeitnehmer und Arbeitgeber kann dies eine vorteilhafte Win-Win-Situation sein, sofern das Projektgeschäft dies zulässt. Der Arbeitnehmer verbessert seine sozialen Kompetenzen und unterstützt die Jugendarbeit. Der Arbeitgeber hat, abgesehen vom Verwaltungsaufwand, keinen finanziellen Mehraufwand.

Danke an alle Ehrenamtlichen

Ein herzliches Dankeschön an alle ehrenamtlich Engagierten. Und wenn auch du Interesse hast, dich zu engagieren: Das Spektrum der ehrenamtlichen Möglichkeiten ist groß und es gibt viele Bereiche, in denen Unterstützung gebraucht wird.

Wenn ihr gern mehr darüber erfahren möchtet, wie uns die ehrenamtliche Tätigkeit beruflich weitergebracht hat, sprecht uns gerne an. Ihr erreicht uns per E-Mail unter tobias.kirsch@adesso.de und johannes.bayerl@adesso.de.

Bild Tobias Kirsch

Autor Tobias Kirsch

Tobias Kirsch ist Senior Software Engineer und seit April 2023 bei adesso. Nach langjähriger Tätigkeit in der IT, unter anderem als Entwickler, gilt seine Leidenschaft der Testautomatisierung in all ihren Ausprägungen. Dabei bereiten ihm die Querschnittsaufgaben zu den angrenzenden Disziplinen wie Testmanagement und Entwicklung große Freude.

Bild Johannes Bayerl

Autor Johannes Bayerl

Johannes Bayerl ist Senior Software Engineer und seit Juli 2021 bei adesso. In seiner langjährigen IT-Karriere konnte er sich mit verschiedenen Programmiersprachen und Frameworks auseinandersetzen. Aktuell liegt sein Schwerpunkt im Bereich Backend-Engineering in einem hybriden Projekt.

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