3. März 2016 von Michael Bubolz
Digitale Reife – Wie fit ist Ihre Bank wirklich?
Die Digitale Transformation beschreibt die grundsätzliche Veränderung unserer Unternehmens- und Bankenwelt durch die Etablierung neuer Prozesse und Technologien auf Basis der mobilen Kommunikation – mit enormen Auswirkungen auf die Kultur der gesamten Gesellschaft.
Informationen zu jeder Zeit, an jedem Ort, auf jedem Gerät wie Smartphone, Tablet, PC, Datenuhr (Wearable) etc. – Datenaustausch auf Knopfdruck und in Echtzeit sind längst eine normale Erwartung im geschäftlichen wie im privaten Umfeld geworden. Der digitale Wandel ist umfassend, allgegenwärtig und verändert Markt, Banken, Umwelt und Gesellschaft nachhaltig.
Digitale Revolution hat die Finanzbranche erfasst
Die Digitale Revolution begann langsam Anfang der 90er Jahre und erhöhte im weiteren Verlauf rasant ihre Geschwindigkeit. Neue Technologien wurden adaptiert, die sowohl das Konsumverhalten als auch Prozessabläufe im Bankenkontext grundlegend verändert haben. Von dieser Entwicklung unterstützt, entstanden unzählige neue Anwendungen, Geschäftsmodelle und Konzepte, die bestehende Technologien mit den neuen und den dazu kompatiblen Endgeräten verknüpften.
Disruptive Technologien haben einige klassische Technologien und Vorgehensweisen fast über Nacht verdrängt und so etablierte Geschäftsmodelle nicht nur in Frage gestellt, sondern teilweise ganz vom Markt verschwinden lassen.
Fast zeitgleich wurden soziale Netzwerke vom Markt als zeitgemäße Kommunikationsmedien anerkannt und der Online-Handel erzielte erstmalig zweistellige Zuwachsraten. Cloud-Lösungen bieten seit einigen Jahren mehr Flexibilität, ermöglichen Datenzugriff online zu jeder Zeit, mit jedem Device und reduzieren Kosten für Hardware, Software, Infrastruktur und Administration. Intelligente Anwendungen, neue Prozesse und Methoden ermöglichen tiefe Einblicke in das Konsumverhalten von Nutzergruppen und einzelnen Nutzern.
Chancen und Risiken durch Digitalisierung
Schon heute, aber auch in naher Zukunft werden neue Geschäftsmodelle die Art der Wertschöpfung grundlegend verändern. Daraus ergeben sich neben vielfältigen Wachstumschancen auch große Herausforderungen für Unternehmensorganisationen von Banken und Finanzdienstleistern.
Die Adaption bzw. die nachhaltige Nutzung der neuen Methoden und Technologien sowie die Etablierung neuer Geschäftsmodelle in einer digitalen Gesellschaft werden nur dann einen Nutzen bringen, wenn das notwendige Vertrauen hinsichtlich Daten, Datenaustausch, Datensicherheit und Schutz der Identitäten geschaffen wird. Gleichzeitig müssen Banken und deren Verantwortliche erkennen, dass zu einem nachhaltigen Wandel auch immer eine grundlegende Bereitschaft zur Veränderung des eigenen Verhaltens sowie der Bankenorganisation gehört. Erst dann ist gewährleistet, dass die Unternehmensdimensionen wie Märkte, Kunden, Wettbewerber, Organisation, Prozesse und Technologien im richtigen Kontext zueinanderstehen und die daraus abgeleitete Bankenstrategie sich kontinuierlich an zukünftige Veränderungen adaptieren lässt.
Herausforderung für Unternehmensorganisationen von Banken und Finanzdienstleistern
Digital heißt schnell und flexibel – für Banken bedeutet es eine grundlegende Veränderung im Denken und Handeln. Der Markt, und somit das Verhalten der Kunden, bestimmt die Art und Weise, wie zukünftig Wertschöpfung in Banken betrieben werden muss. Hier liegt die große Herausforderung darin, wie Banken sich auf zukünftige Marktveränderungen vorbereiten und wie sie in der Lage sind, ihre komplette Aufbau- und Ablauforganisation kontinuierlich adaptierbar zu gestalten.
Selbst in der „klassischen“ Welt galt das Novum: Zur konsequenten Sicherung von Wettbewerbsvorteilen und um nachhaltig am Markt erfolgreich sein zu können, müssen Banken ihre Geschäftsmodelle und –prozesse an sich verändernde Marktverhältnisse anpassen. Anlass für Business-Transformationen können beispielsweise veraltete Produkte oder Dienstleistungen, Veränderung der Finanz- und Umsatzströme, neue Regulierungen oder auch ein verändertes Konsumverhalten sein. Darüber hinaus ist der Eintritt von neuen Wettbewerbern oder aufkommenden neuen Technologien, insbesondere in scheinbar stabilen Märkten, ein Anlass, bestehende Strukturen aufzubrechen und zukunftssicher auszurichten.
Digitale Transformation beschreibt eine klassische Business-Transformation, die durch eine fundamentale Neuausrichtung des Geschäftsmodells auf Basis disruptiver Technologien charakterisiert ist. Gerade die Wechselwirkung neuer Technologien, verbunden mit dem Verhalten unserer Gesellschaft zu jeder Zeit online zu sein sowie einem komplett veränderten Konsumverhalten, führt zu einer der größten Umgestaltungen, die die Wirtschaft seit der industriellen Revolution zu bewältigen hatte.
Für Banken liegt somit die Herausforderung darin, die gesamte Organisation auf den Wandel einzustellen, diesen initial mit einer ganzheitlichen Bankenstrategie zu definieren sowie Aufbau- und Ablauforganisation so zu gestalten, dass zukünftige Marktentwicklungen schnell und flexibel adaptiert werden können.
Die Digitale Reife entscheidet
Die Digitale Transformation bedeutet eine umfassende und nachhaltige Neuausrichtung der gesamten Unternehmensorganisation einer Bank. Das Verständnis der neuen technologischen Möglichkeiten, ihrer Wechselwirkungen und der damit verbundenen Dynamik sind entscheidende Erfolgsfaktoren bei der Digitalen Transformation. Eine abwartende Haltung wird sich nicht auszahlen, sondern vielmehr zu signifikanten Wettbewerbsnachteilen führen.
Die Digitale Transformation findet auf allen Unternehmensebenen der Bank statt und ist weit mehr als ein Projekt unter vielen oder ein neuer Absatzkanal oder eine neue Kommunikationsform mit dem Kunden. Vielmehr erfordert sie eine grundlegende und nachhaltige Neuausrichtung von Wertschöpfung, Prozessen sowie Aufbau- und Ablauforganisation des gesamten Unternehmens. Befragungen von Vorständen, Geschäftsführern und Bereichs-, Segmentleitern haben ergeben, dass die meisten verantwortlichen Personen einer Bank die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Ansatzes bei der Digitalen Transformation noch nicht erkennen oder erkennen wollen. Um bestehende Strukturen weiterzuentwickeln oder gar völlig zu transformieren, werden nicht zuletzt ein Commitment aller verantwortlichen Personen zum ganzheitlichen digitalen Wandel in der Unternehmensstrategie sowie eine neue Unternehmenskultur notwendig. Die Geschwindigkeit, mit der technologische, prozessuale und kulturelle Veränderungen und Innovationen adaptiert und antizipiert werden müssen, um im Markt zu bestehen, nimmt stetig zu. Entsprechend hoch ist der Druck auf Banken und Finanzdienstleister, auch bislang erfolgreiche, traditionelle und vermeintlich etablierte Geschäftsmodelle zu hinterfragen, anzupassen und in neue Modelle zu integrieren.
Digitaler Wandel bedeutet Handeln(!) und somit das definieren von Parametern wie der Wandel eingeleitet werden kann – für jede Bank individuell. Folgende Fragestellungen sollten initial geklärt werden: Welche Technologien haben für welchen Geschäftsbereich welche Bedeutung? Wie lassen sich aus entsprechenden Kenntnissen der erforderliche Wandel des Geschäftsmodells und der richtige Zeitpunkt dafür ableiten? Wie lässt sich dieser radikale Wandel in der Bank organisieren? Welche Risiken ergeben sich aus einer Neuausrichtung oder einer abwartenden Haltung?
Auf dem Weg zur digitalen Bank gilt es, kontinuierlich grundlegende Veränderungen aufzugreifen, technologische Entwicklungen mit disruptivem Innovationspotential aufmerksam zu verfolgen und Implikationen für das eigene Geschäftsmodell frühzeitig zu antizipieren.
Digitaler Fitness Test für die Digitale Transformation
Damit ein digitales Ökosystem entstehen kann, bedarf es im Vorfeld der Digitalen Transformation eines ersten „Fitness Tests“. Dieser „Digital Readiness Check“ basiert auf einer standardisierten Vorgehensweise zur Ermittlung der aktuellen digitalen Reife einer Bank. Er beinhaltet eine Kurz-Analyse aller relevanten Dimensionen wie Märkte, Kunden, Wettbewerber, Branchen, Organisation, Prozesse, Systeme sowie der aktuellen Strategiedefinition. Das Ergebnis ist eine detaillierte Darstellung der IST-Situation, einer möglichen SOLL-Situation sowie Maßnahmen zur Erreichung dieser, die möglichen Risiken durch eine Transformation und die Risiken bei einer abwartenden Haltung. Diese Entscheidungsgrundlage ermöglicht dem Management, auf Basis von Fakten, die für die Zukunft der Bank relevanten Entscheidungen zu treffen.
Dieser Beitrag ist auch im „Der Bank Blog“ erschienen