Menschen von oben fotografiert, die an einem Tisch sitzen.

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Mittlerweile ist den meisten Unternehmen bewusst, dass das Motto heißt: „Innovate or die!“ –entweder hinterfragst du dein gesamtes Geschäftsmodell und siehst Digitalisierung als festen Hauptbestandteil deiner Strategie oder es gibt dich halt in ein paar Jahren nicht mehr.

„Das haben wir immer schon so gemacht“ zählt schon lange nicht mehr. „New Work“ ist spätestens seit der Pandemie gelebte Realität oder es ist zumindest klar, dass es hierbei nicht nur um Gratisobst und Mobile Office geht.

Unternehmen arbeiten immer mehr in interdisziplinären und diversen Teams, führen Workshops mit Methoden wie Design Thinking durch und etablieren Abteilungen, die sich ausschließlich mit Innovations- und Zukunftsthemen befassen.

Besonders spannend und radikal sind die Umbrüche in der Automobilindustrie

Noch vor gar nicht allzu langer Zeit war eine gute Strategie, um mehr Umsatz zu generieren, einfach den Lebenszyklus eines Automodells zu verkürzen: Das Nachfolgemodell kommt auf den Markt, Werbung schafft Nachfrage und die Umsatz-Pipeline läuft. Mittlerweile haben sich Automobilhersteller zu IT-Unternehmen entwickelt und Autos zu fahrenden Computern. Es werden zunehmend Verticals aus dem Technologiesektor integriert. Artificial Intelligence Software, Big Data, Machine Learning, Legislative Software, you name it.

Erklärte Ziele sind Effizienzoptimierung und Nachhaltigkeit.

Tesla denkt in Software-Updates und bringt over the air circa einmal im Monat neue Funktionen und Updates in das Fahrzeug, um es im Laufe der Zeit immer sicherer und leistungsfähiger werden zu lassen. Seit dem Launch werden in allen Tesla durchgängig Daten gesammelt und an das „Mutterschiff“ zur Auswertung gesendet, mit dem Ziel, die Software stetig zu optimieren und schon ganz bald eine Full-Self-Driving(FSD)-Option anzubieten.

Ergo: Um in der digitalen Ära erfolgreich zu sein, müssen Automobilhersteller sich neu erfinden und neue Fähigkeiten entwickeln. Wer Daten zentral sammelt, auswertet und vor allem auch weiß, wie und wofür man sie nutzt, verfügt über einen wichtigen Vorsprung.

Trends und Zukunftsthemen in der Automobilbranche

Produkt
  • Autonomes Fahren
  • Concept Cars / Innendesign
  • Predictive Maintenance
  • Optimiertes Fahren
  • Car to X Communication
  • Safety
  • Retail in Car
  • Used Car
Infrastruktur
  • Ladestruktur
  • Logistik optimieren
  • Traffic Management
  • Dashboards
  • Maintenance
  • Smart Insurance
  • Mobility as a Service (Leasing, Finance, Abo und vieles mehr)
User
  • Nahtloses Erlebnis auf einer Plattform
  • Personalisierung
  • Einfaches Payment

Der Faktor Mensch spielt bei den Trends selbstverständlich die Hauptrolle und steht im Mittelpunkt aller Überlegungen:

  • Autos können bereits jetzt autonom fahren, aber sind die Menschen schon bereit, die Kontrolle abzugeben?
  • Wer haftet für Unfälle, wenn die Sensoren dreckig waren und die Umgebung nicht richtig wahrnehmen konnten?
  • Lohnt sich ein Smart-Insurance-Modell für mich oder halte ich mich oft nicht an das Speed Limit und meine monatlichen Beiträge werden dementsprechend nicht reduziert, sondern eventuell sogar erhöht?

Die Städte werden immer voller und Mobilität wird neu gedacht: Viele Stadtmenschen fragen sich, ob sie überhaupt noch ein eigenes Auto benötigen, weil es genügend Alternativen gibt und zudem das Thema Nachhaltigkeit stark gewichtet wird.

Aber welche digitalen Geschäftsmodelle ergeben sich daraus?

Zoomen wir mal in ein paar Optionen …

Urban Mobility & Mobility as a Service

Neben dem öffentlichen Nahverkehr gibt es zahlreiche weitere Möglichkeiten, in der Stadt von A nach B zu kommen. Carsharing, E-Scooter und sonstige Mikromobile, E-Bike-Leasing, Shuttle à la MOIA, Uber – und für all das haben wir jeweils eine eigene App installiert. Wäre es nicht hilfreich, wenn Kommunen und Städte eine Mobilitätsplattform anbieten würden – mit allen relevanten Informationen, einem Bezahlsystem – und ich nicht auf dem Weg zum Flughafen in drei Apps meine Route planen müsste? Die Vernetzung aller Daten und Anwendungsfälle, einsehbar in einem Dashboard, um eine optimale Auslastung zu planen und Störungen zu vermeiden, indem automatisiert Maintenance-Termine gebucht werden, aufgrund von datengestützten Vorhersagen?

Plattform-Konsolidierung

An und für sich kein komplett neues Thema. Die Nutzung von Bausteinen, die trotzdem in einem hohen Grad individualisierbar sind, bietet eine effektive und kostengünstigere Feature-Entwicklung. Außerdem gestaltet man so eine nahtlose User-Experience mit Single Point of Contact (Plattform und/oder Marktplatz). Die strategische Ausrichtung wird definiert und kann schnell und agil für einen Bereich, zum Beispiel eine Brand, umgesetzt, getestet und fortlaufend optimiert werden (MVP-Ansatz), um dann im Anschluss für weitere Bereiche adaptiert zu werden. Eine Konsolidierung auf einer technischen Basis mit Best-of-Breed-Ansatz führt hierbei zu Flexibilität, Skalierbarkeit und Freiheit des individuellen Settings.

Ein Auto wird während seiner Lebenszeit durchschnittlich zwei- bis dreimal verkauft. Wäre es nicht schön, wenn der Hersteller jedes Mal mitverdienen könnte? Wenn Maintenance und Weiterverkauf über zertifizierte Partner, die ebenfalls in das Plattform-Ökosystem der Automobilhersteller integriert wären, stattfinden könnten?

Die Idee, alle Brands, Markenshops, Serviceleistungen und Kundenportale sowie Maintenance, Insurance, Merchandising, Loyalty, Spareparts und Weiterverkäufe auf einer Plattform zugänglich zu machen, macht es nicht nur einfacher für die Käuferinnen und Käufer, sondern hilft dem Anbieter auch seine Kundinnen und Kunden besser zu kennen und zu verstehen, um das zu bieten, was wirklich gebraucht wird.

Ladeinfrastruktur

Laut Bundesregierung gibt es aktuell in Deutschland 220.000 zugelassene E-Fahrzeuge und 21.200 öffentlich zugängliche Ladepunkte. Bis 2030 sollen es zehn Millionen E-Fahrzeuge sein, die dann eine Million Ladepunkte benötigen werden. Idealerweise kann ich vor Reiseantritt meine Route berechnen – inklusive der Zeiten sowie der Energiebestimmung – und die Ladesäulen werden entsprechend automatisiert gebucht. Wenn ich da Gesamtpaket vor Reisebeginn direkt kaufe, werden die Preise von heute gesichert und ich habe Planungssicherheit. Der Energie-Provider kann dann der Energieversorger, der Automobilhersteller oder ein Tankstellenbetreiber sein. Das „Frontend“ wäre dann im Endeffekt die Ladesäule, eine App oder das Auto selbst. Zahlungsdetails werden einfach an den Payment-Service übermittelt.

In-Vehicle-Commerce

Klar, ich kann über mein mobiles Endgerät einkaufen, während ich im Auto sitze, und das könnte man dann quasi „In-Vehicle-Commerce“ nennen. Aber wollen Automobilhersteller wirklich dieses enorme Umsatzpotenzial komplett anderen Anbietern überlassen? In älteren Modellen nutzen viele Fahrerinnen und Fahrer einfach Amazon Echo und auch bei Neuwagenanschaffungen wird genau geprüft, ob ein teures System vom Hersteller wirklich zwingend notwendig ist. Also müssen an dieser Stelle Anreize geschaffen werden – eine Kombination von internen und externen Serviceangeboten, geogetracked und personalisiert. Autofahrerinnen und Autofahrer könnten dann schnellen Zugang zu relevanten Angeboten unterwegs erhalten (beispielsweise durch Rabatte für Restaurants) oder bei der Ankunft (etwa eine Gratisflasche Wein aufs Hotelzimmer). Anfragen und Buchungen passieren alle über ein System, sprachgesteuert, und der Mobilitätsanbieter wird so an allen Transaktionen beteiligt und sammelt gleichzeitig wertvolle Daten und Erkenntnisse.

Wie vertreiben wir uns denn eigentlich die Zeit in selbstfahrenden Autos?

Auch dieses Feld bietet enormes Potenzial: Entertainment, Work, Education, Shopping, Wellness and Relax – oder einfach schlafen. Concept Cars werden nicht mehr so aussehen wie die Autos, die wir kennen – müssen sie auch gar nicht. Wenn keiner fährt, muss auch niemand sitzend nach vorne schauen.

Also, was ist die Message? Wir befinden uns mitten in einem extremen Umbruch. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Wir können und müssen alles hinterfragen und neu denken. Was sind eure Visionen? Mit welchem Thema möchtest ihr gerne starten?

Bild Stefanie Grzenia

Autorin Stefanie Grzenia

Stefanie Grzenia ist Senior Business Developer im Bereich Digital Experience bei adesso. Seit 20 Jahren fokussiert sie sich im Bereich Marketing & Sales als „Generalistin aus Leidenschaft“ auf einen ganzheitlichen Ansatz.

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