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Das große Potenzial, das der Einsatz von IoT-Lösungen und smarten Produkten für Unternehmen bietet, hat meine Kollegin Ainara Novales in ihrem Blog-Beitrag „IoT-angereicherte digitale Produkte - wie Hersteller internen Mehrwert generieren“ beschrieben und einen Leitfaden für Hersteller entwickelt. Neben diesen technischen Anforderungen gibt es jedoch eine Vielzahl von organisatorischen Herausforderungen, die zusätzlich gelöst werden müssen:

  • Wie definieren einzelne Mitarbeitende des Unternehmens IoT?
  • Wie ist das unternehmensweite IoT-Grundverständnis?
  • Wo fängt IoT im Unternehmen an und wo hört es auf?
  • Wer ist für IoT-Lösungen zuständig?
  • Welchen Mehrwert erhofft sich das Unternehmen durch IoT? 

Die Beantwortung dieser Fragen ist zwar wichtig, reicht aber nicht aus. Um langfristig tragfähige und erfolgreiche Lösungen zu entwickeln und gleichzeitig die Potenziale des Internets der Dinge bewerten und kanalisieren zu können, ist eine strategische Verankerung des Themas in der Organisation notwendig. Hier unterstützt die IoT-Factory.

Im weiteren Verlauf meines Blog-Beitrags werde ich den Begriff IoT als Synonym für intelligente, vernetzte Geräte - häufig auch als Smart Product oder Smart Connected Product bezeichnet - verwenden.

Was ist eine IoT-Factory?

Die IoT-Factory ist weniger eine eigene Abteilung als vielmehr ein methodischer Ansatz, der alle wichtigen organisatorischen Aspekte umfasst und so hilft, den Betrieb von IoT-Systemen in einem Unternehmen zu zentralisieren. Sie fungiert als Bindeglied zwischen der Geschäftseinheit, dem Innovationsbereich und der Technik und konzentriert sich so darauf, die IoT-Lösung optimal nutzbar zu machen. Die IoT-Factory stellt somit eine IoT-Integrationsstrategie dar.

In unserem Verständnis bei adesso folgt die IoT-Factory methodisch einem dreistufigen Aufbau, den wir als „drei Säulen“ bezeichnen.

Säule eins: das Team 

Diese erste Säule ist der entscheidende Faktor, der über Erfolg oder Misserfolg der Methode „IoT-Factory“ entscheidet: der Aufbau eines interdisziplinären (virtuellen) Teams, das abteilungsübergreifend als zentrale Anlaufstelle für alle Projektvorhaben im Bereich IoT-Anwendungen verankert wird. 

Expertinnen und Experten aus allen Unternehmensbereichen schlüpfen in definierte Rollen und Verantwortungsbereiche, die für den Projekterfolg wichtig sind. So wird das interne Know-how gemeinsam gebündelt und fokussiert auf die Unternehmensziele auf- und ausgebaut. 

Das Aufgabenfeld dieser Expertinnen und Experten ist breit gefächert:

  • von der Aufnahme des Ist-Zustandes bis zur Identifikation und Empfehlung relevanter IoT-Technologien,
  • von der technischen Detaillierung und Konzeption bis zum laufenden Betrieb und
  • von organisatorischen Anpassungen bis zur strategischen Verankerung.

Säule zwei: die Prozesse 

Die zweite große Säule ist die Etablierung von Prozessen. Innerhalb des oben beschriebenen Teams müssen bestehende Prozesse abgebildet, optimiert oder neu eingeführt werden. Die Themen, die hier behandelt werden, sind komplex: 

  • Strategie - Innovation und Innovationsmanagement, Mobilisierung, Produkte und Services 
  • Delivery - also der Aufbau von Dienstleistungen wie Übertragungstechnologieberatung, Implementierungsberatung, QS-Prozesse oder Firmware-Management 
  • Enabling - Befähigung von Mitarbeitenden und Fachabteilungen, Coaching/Mentoring, Training, Methodik, Agilität 
  • Security - also die Einführung und Einhaltung von Security Policies, Security Checks, Massenupdates von IoT-Geräten oder auch die Einhaltung von Regularien wie Frequenzbandlizenzen.

Alle notwendigen Prozesse sollten gemeinsam spezifiziert und umgesetzt werden - immer basierend auf den Anforderungen, Rahmenbedingungen, Erfahrungen und Best Practices der jeweiligen Experten. Die Einführung agiler Prozesse und Methoden hilft dabei, den Fortschritt transparent darzustellen und bietet gleichzeitig die besten Möglichkeiten, Prioritäten und Rahmenbedingungen anzupassen.

Säule drei: die Außenwirkung 

Die dritte große Säule einer IoT-Factory könnte man als Kommunikation oder internes Marketing bezeichnen. So selbstverständlich und einfach es auch klingen mag: Eine ganzheitliche IoT-Strategie muss im gesamten Unternehmen kommuniziert werden. Die Organisationseinheit IoT-Factory muss sichtbar sein, damit zu 100 Prozent klar ist, dass sie die zentrale Anlaufstelle für alle IoT-Bemühungen ist.  

Das Team, das die IoT-Factory bildet, sollte hier vor allem Präsenz zeigen, zum Beispiel durch regelmäßige Informationsveranstaltungen, Plakate, bedruckte USB-Sticks etc. Dies mag unbedeutend erscheinen, trägt aber wesentlich dazu bei, eine nachhaltige Sichtbarkeit im Unternehmen zu erreichen und somit von einem „Modephänomen“ zu einer im Unternehmen verankerten Organisationseinheit zu werden.

Die IoT-Factory: kein Selbstläufer, aber die Chance zu nachhaltiger Veränderung

So einfach es auch klingen mag, die Methodik hinter der IoT-Factory ist kein Selbstläufer - ihre Umsetzung erfordert Planung und den Einsatz von Ressourcen. Wird zu wenig investiert und die IoT-Factory nicht fokussiert und unternehmensweit vorangetrieben, wird sie - wie alle anderen Projekte und Initiativen in dieser Richtung - scheitern.

Richtig eingesetzt und mit dem Fokus, die unternehmensweiten IoT-Bemühungen in einer zentralen Einheit zu bündeln, kann der Einsatz einer IoT-Factory jedoch eindeutig zum Erfolg führen und langfristig zur digitalen Zukunftsfähigkeit des Unternehmens beitragen.

Bild Olaf Neugebauer

Autor Dr. Olaf Neugebauer

Dr. Olaf Neugebauer ist seit vielen Jahren im Bereich der cyber-physikalischen Systemen, Compiler und Compiler-basierte Optimierungsverfahren aktiv. In den letzten Jahren hat er sich stärker auf IoT und die damit verbundenen Themen fokussiert. Als Leiter des Competence Center IoT betreut er bei adesso alle Themen um Maschinendatenerfassung und deren Auswertung.

Kategorie:

Branchen

Schlagwörter:

Manufacturing Industry

IoT

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