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Dass Gas inmitten des Ukraine-Konflikts teurer wird, ist unumstritten. Dies betrifft nicht nur uns Endkundinnen und -kunden, sondern auch große Energiekonzerne wie beispielsweise Uniper, das Deutschlands größter Gasimporteur ist und durch die gestiegenen Preise ins Straucheln geraten ist. Aus diesem Grund hat das Bundeskabinett am Donnerstag (04.08.) die Gasumlage beschlossen, die ab Oktober für anderthalb Jahre gilt. Sie soll strauchelnde Energiekonzerne vor der Insolvenz retten und somit die Versorgungssicherheit stärken.

Gasumlage: Was ist das eigentlich?

Seit Mitte Juni liefert Russland deutlich weniger Gas nach Europa als vereinbart. Durch die Verringerung der Gaslieferungen aus Russland müssen Gasimporteure das Gas anderweitig ersetzen, um ihren Lieferpflichten gegenüber Energieversorgungsunternehmen nachzukommen. Durch das verringerte Angebot anderer Beschaffungsmöglichkeiten und die weiterhin angespannte geopolitische Lage sind die Gaspreise weltweit gestiegen. Die dadurch gestiegenen Einkaufspreise müssen die Gasimporteure aktuell noch selbst tragen, was das Risiko von Insolvenzen erhöht. Durch die Gasumlage soll eine Möglichkeit geschaffen werden, die gestiegenen Kosten auf die Verbraucherinnen und Verbraucher umzulegen, um so die Stabilität der Weiterversorgung zu gewährleisten. Nach Aussagen von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck soll die Umlage zwischen 1,5 und 5 Cent pro Kilowatt pro Stunde (kWh) betragen. Dies würde Mehrkosten von mehreren hundert Euro für private Haushalte bedeuten. Sofern die gelieferten Gasmengen Russlands wieder den vertraglich vereinbarten Mengen entsprechen, werde die Umlage wieder auf null gesetzt. So zumindest die Hoffnung der Bundesregierung.

Wie wird die Gasumlage berechnet?

Für die gesamte Gaskundschaft – private Haushalte sowie Unternehmen – gilt die Umlage von Oktober 2022 bis voraussichtlich April 2024. Berechnet wird die Umlage von der Trading Hub Europe – dem Marktgebietsverantwortlichen im deutschen Gasmarkt. Aus der Differenz zwischen den Einkaufspreisen für das russische Gas und den Preisen für die Ersatzbeschaffung wird die Gasumlage gebildet. 90 Prozent von der berechneten Summe werden für die Gasumlage genutzt. Auf 10 Prozent bleiben die Gasimporteure somit sitzen. Außerdem werden für die Berechnung nur Lieferverträge herangezogen, die vor Mai 2022 geschlossen wurden. Zudem wird die Höhe der Gasumlage in einem Zyklus von drei Monaten stets neu berechnet. Dies wird zu Veränderungen in der Höhe der Gasumlage führen, denn je nachdem wie die Ersatzbeschaffungskosten ausfallen, sinkt oder steigt die Umlage.

Was für Ziele verfolgt die Bundesregierung mit der Gasumlage?

Ein politisches Ziel der Gasumlage ist die Sicherstellung der Versorgungssicherheit, die durch den Ukraine-Konflikt und die damit verbundenen gesunkenen Gaslieferungen gefährdet ist. Durch die Umlage kann die Existenzbedrohung mehrerer Gasimporteure verhindert werden.

Ein weiteres Ziel ist, dass die gestiegenen Beschaffungskosten der Gasimporteure gleichmäßig auf die Gaskundschaft verteilt werden. Hier besteht allerdings ein Problem: Ein Viertel der Gasverträge hat, nach einer Schätzung von Branchenexpertinnen und -experten, Festpreisgarantien. Diese dürfen nicht angepasst werden, somit auch keine Preiserhöhungen erfahren. Zum aktuellen Zeitpunkt prüft die Bundesregierung deshalb eine erneute Anpassung des Energiesicherungsgesetzes, um die Gasumlage für alle Kundinnen und Kunden gleichermaßen auszurollen. Wie dies funktioniert, bleibt abzuwarten.

Fazit

Die Gasumlage stellt Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland erneut vor Energiepreiserhöhungen. Diese werden die Bevölkerung zusätzlich zu den ohnehin schon gestiegenen Energiepreisen weiter belasten. Der Wirtschaftsminister rief im Zusammenhang mit der Gasumlage erneut dazu auf, Energie zu sparen. „Wir alle können einen Beitrag leisten und wir alle leisten ja einen Beitrag, außer wir verschließen die Ohren und die Augen“, sagte er.

Wir können uns dem nur anschließen und appellieren erneut – jetzt im Sommer Gas zu sparen, kann den Winter um einiges leichter machen.

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Autor Lars Zimmermann

Lars Zimmermann ist Senior Consultant bei adesso und seit knapp zehn Jahren in der Energiewirtschaft tätig. Seine Arbeitsschwerpunkte bildeten hierbei Prozesse der Abrechnung, des Kontokorrents und der Tarifierung. Darüber hinaus beschäftigt er sich intensiv mit dem Wettbewerb und der Regulierung in der Energiewirtschaft.

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Autor Stephen Lorenzen

Stephen Lorenzen ist Managing Consultant bei adesso und seit fast fünf Jahren in der Energiewirtschaft tätig. Er versteht sich als pragmatischer und interdisziplinärer Allround-Berater mit mehrjähriger Berufserfahrung in den Bereichen Innovationsmanagement, Requirements Engineering sowie klassischem und agilem Projektmanagement.

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Autor Georg Benhöfer

Georg Benhöfer ist Leiter des Themenschwerpunkts Regulierung in der Energiewirtschaft bei adesso. Als Senior Consultant mit Fokus auf die Gestaltung und Umsetzung von sowohl klassischen als auch agilen Digitalisierungsprojekten begleitet er seit vielen Jahren Unternehmen der Energiewirtschaft als Projektleiter, Fachexperte und strategischer Berater.

Kategorie:

Branchen

Schlagwörter:

Energiewirtschaft

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