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Im ersten Teil der Blogserie zu Blockchain haben wir die historische Entwicklung der Blockchain-Technologie aufgezeigt. Nun richten wir den Blick auf den Finanzplatz Schweiz: Wie hat sich seit der Bankenkrise und der Geburtsstunde von Bitcoin die Fintech-Szene im Bereich Blockchain entwickelt?

Entwicklung der Schweizer Krypto-Fintechs

Eine historische Übersicht von ausgewählten Schweizer Krypto-Fintechs (die Liste ist nicht abschliessend) zeigt, dass die Schweiz analog zur Entwicklung der Blockchain-Technologie viele Krypto-Unternehmen ins Leben gerufen hat, die sich mittlerweile auch etabliert haben.

2013
  • Ethereum – wurde bereits erwähnt im ersten Blogbeitrag vom 8. Juli 2022
  • Bitcoin SuissE bietet Dienstleistungen im Bereich Prime Brokerage, Verwahrung, besicherte Darlehen, Staking, Tokenization, Bezahlungen und mehr an.
2014
  • Bittrex Global ist eine Handelsplattform für digitale Vermögenswerte, die für internationale Kunden entwickelt wurde.
  • Metaco bietet eine sichere Infrastruktur an für Finanzinstitutionen. Dies ermöglicht Finanzinstituten in das Ökosystem digitaler Vermögenswerte einzusteigen.
  • Die Tezos Foundation, eine Schweizer Stiftung, die von der Eidgenössischen Stiftungsaufsicht beaufsichtigt wird, bezweckt die Förderung und Entwicklung neuer Technologien und Anwendungen in den Bereichen offener und dezentralisierter Softwarearchitekturen.
2015
  • Cardano entwickelt ähnlich wie Ethereum eine smarte Vertragsplattform, jedoch mit verbesserter Skalierbarkeit für eine massenhafte Nutzung.
2017
  • Crypto Finance ist in drei Kerngeschäften tätig: regulierte Vermögensverwaltung; Cypto Assets Brokerage; Infrastruktur Dienstleistungen für die sichere Lagerung von Crypto Assets und Tokenisierungsprojekte.
2018
  • Die FINMA veröffentlicht die Fintech-Bewilligung, welche ab 2019 in Kraft trat. Diese erlaubt innvoativen Unternehmen im Finanzbereich eine erleichterte Bewilligung nach dem Bankengesetz. Im gleichen Jahr veröffentlicht die FINMA als erste Regulierungsbehörde weltweit den ICO-Wegweiser (Initial Coin Offering ) und reguliert damit die Ausgabe von blockchainbasierten Tokens. Da ICO’s Berührungspunkte zum Schweizer Finanzmarktrecht hat, ermöglicht die FINMA mit dieser Auslegung die Nutzung innovativer Technologien. Dem zufolge entstanden auch die ersten beiden Schweizer Krypto-Banken Sygnum und SEBA.
  • Custodigit, ausgerichtet für Finanzinstitute (Joint Venture von Swisscom und Sygnum, sowie Beteiligung der SIX seit 2020), bietet einen sicheren Zugang zu und Speicherung von digitalen Vermögenswerten. Die Plattform deckt den gesamten Lebenszyklus digitaler Vermögenswerte ab.
  • Daura ist eine digitale Aktienplattform Mit Fokus auf die Finanzierungen und Investitionen in Schweizer KMUs. Durch die Blockchain-Technologie wird das bestehende Aktienregister digitalisiert und ermöglicht Kapitalerhöhungen per Knopfdruck.
  • Blockstate ist eine Schweizer Security-Token-Plattform für nicht bankfähige Vermögenswerte. Das Unternehmen digitalisiert diese Vermögenswerte, um Emittenten (Herausgeber des Vermögenswertes) und Investoren direkt miteinander zu verbinden.
  • Flovtec stellt Liquidität für Token und Börsen zur Verfügung. Viele digitale Vermögenswerte sind nicht handelbar, weil die Liquidität fehlt. Darum ist die Liquidität zentral, denn auf einem liquiden Markt können zu jeder Zeit Transaktionen von digitalen Vermögenswerten stattfinden.
2021
  • Das DLT-Gesetz tritt in Kraft. Zusammengefasst wird aus einer Hand der Handel, die Verwahrung sowie die Abwicklung von digitalen Vermögenswerten reguliert. Dies gilt nicht nur für Banken oder Broker sondern auch für Retailkunden.

Die Schweiz passte dazu zahlreiche bestehende Gesetze (Geldwäschereigesetz, Finanzdienstleistungsgesetz, etc.) an, so dass die geregelte Nutzung der Blockchain-Technologie ermöglicht wird.

Vergleicht man diese Unternehmensentstehung mit der historischen Blockchain-Entwicklung, sind im Jahr 2018 (das Jahr von NFT und der DeFi Bewegung in der Schweiz) die erste Kryptobank entstanden und zahlreiche Unternehmen, die sich mit Tokenisierung (Digitalisierung) von Vermögenswerten spezialisiert haben. Dies war auch das Jahr, wo die FINMA die ersten regulatorischen Weichen gestellt hat, damit Innovationen zwar reguliert aber nicht einschränkend gefördert werden können. Auch mit der Schaffung des DLT-Gesetzes hat die Schweiz eine wichtige Grundlage geschaffen für die immer noch in vielen Teilen der Welt mit Misstrauen betrachtende Branche. Aber genau dieser rechtliche Rahmen bietet Sicherheit und schafft dadurch Vertrauen für Unternehmen und Kunden. Aufgrund des pragmatischen Ansatzes des Regulators wurden günstige Bedingungen für Blockchain-Unternehmen geschaffen, dies ermöglicht ein blühendes Ökosystem.

Viele Blockchain-Unternehmen zieht es immer mehr in die Schweiz. Seit Januar 2022 zählt das Schweizer Crypto-Valley über 1'100 Blockchain-Unternehmen mit 6'000 Beschäftigten (im Vergleich dazu beschäftige der klassische Finanzsektor 220'000 Personen). Spitzenreiter ist und bleibt Zug, gefolgt von Zürich.

Viele Blockchain-Unternehmen zieht es immer mehr in die Schweiz

Rang Ort Anzahl Blockchain-Unternehmen
1 Zug 528
2 Zürich 204
3 Liechtenstein 85
4 Genf 69
5 Tessin 50

Die Top 50 Startups sollen 612 Milliarden USD wert sein (5-facher Marktwert zum Vorjahr) und 14 Unicorns (Unternehmen mit einer Bewertung von über 1 Milliarde USD) sind in der Schweizer Crypto-Szene angesiedelt (Stand 2021). Ein Jahr zuvor waren es 8 und im 2019 sogar nur 4. Dies zeigt die rasante Entwicklung in dieser Branche.

Ein internationaler Vergleich zeigt, dass es in den USA rund 2'400 Blockchain Startups gibt (Source: Crunchbase). In der EU sind es ähnlich viele: rund 2'300 (Source: Crunchbase). Davon befinden sich rund 300 Unternehmen in Deutschland. Doppelt so viele sind in Grossbritannien angesiedelt (Source: Crunch-base). Südost-Asien zählt über 600 Krypto-Unternehmen . Darunter gehört eine der grössten Kryptowährung-Handelsplattform Binance, dessen eigene Währung auf Platz 5 nach Marktkapitalisierung steht (Stand Coingecko Mai 2022). Global betrachtet befinden sich die meisten Blockchain Unternehmen in Europa (inkl. Schweiz) und den USA, weil dort die Kapitalbeschaffung einen sicheren Handlungsrahmen bieten.

Setzt man die Anzahl Blockchain Unternehmen der USA, der EU und der Schweiz in Relation zur Anzahl Einwohner (siehe Tabelle), so ist es bemerkenswert, dass die kleine Schweiz bis zu einem Faktor 25 resp. Faktor 17 mehr Blockchain Unternehmen zählt als die EU resp. USA.

Die Anzahl Blockchain Unternehmen der USA, EU und der Schweiz in Relation zur Anzahl Einwohner:innen

Region Einwohner:innen (Stand 2021) Blockchain-Unternehmen Blockchain-Unternehmen pro 1 Mio. Einwohner:innen
USA 332 Mio. 2'400 7
EU 447 Mio. 2'300 5
Schweiz 8.8 Mio. 1'100 125

Dank der innovationsfreundlichen Regulierung der FINMA, was auch die aktuellen Zahlen belegen, sichert sich die Schweiz für die Zukunft langfristig wirtschaftliche Vorteile, da sie auch ausländische Blockchain Unternehmen anzieht. Wenn wir wieder den Blick auf die Schweizer Blockchain-Unternehmen wenden, so ist es interessant zu beobachten, dass jedes sechste Blockchain-Unternehmen sein Geld in der Finanzindustrie verdient. Während dieser ganzen Entwicklung der Blockchain-Technologie und Krypto-Fintechs sind auch Zusammenarbeitsformen zwischen der Kryptowelt und der Schweizer Bankenwelt entstanden.


Hinweis

Wir haben für Sie ein Glossar mit den wichtigsten Begriffen erstellt.

Mehr erfahren
Teil 3 der Blogserie

Was machen die Schweizer Banken im Bereich Blockchain?

Jetzt lesen
Bild Christina Mpakali

Autorin Dr. Christina Mpakali

Christina Mpakali ist Senior Banking Consultant und Teamleiterin von Business Consultants bei der adesso Zürich. Sie verfügt über langjährige Softwareprojekterfahrung im Bankenumfeld und besitzt eine höhere Ausbildung im Bereich Digitalisierung von Banken. Als Erweiterung dazu verfolgt Christina Mpakali die aktuellen Trends und Entwicklungen der Blockchain Technologie auf dem Markt, um ihre Kundinnen und Kunden künftig diesbezüglich beraten zu können.

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Autor Alexander Eppenberger

Alexander Eppenberger ist Head of Business Line Banking der adesso Schweiz AG in Zürich. Sein Fokus liegt in den Themenbereiche Innovation, Change Management und digitale Transformation. Die Expertise umfasst Optimierung der Customer Journey, Verbesserung der Business Excellence mit KI und Cloud basierten Lösungen sowie Sicherstellung von Operational Readiness. Alexander Eppenberger hat Betriebswirtschaft an der Universität St. Gallen (HSG) studiert und unterstützt Finanzdienstleister mit der Bereitstellung einzelner Fachkräfte zu umfassenden Delivery Teams bis hin zur Validierung und Umsetzung disruptiven Produktlösungen von innovativen FinTechs.

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Branchen

Schlagwörter:

Blockchain

Banken

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